Simone Osterwald, 17 Jahre
„Die Gruppe, die am 20. September um zehn Uhr morgens im Konzertsaal in den Räumen der Landesmusikakademie saß, bestand aus etwa 30 Leuten verschiedensten Alters und mit unterschiedlichen Musikinstrumenten. Sie warteten auf den Beginn des Workshops „Barocke Tänze spielen und tanzen“. Alle starrten auf das Cembalo, das die behandelte Epoche verkörperte.
Als wir dort ankamen mussten wir erst mal den Raum suchen, in dem der Workshop statt finden sollte. Die Lehrer stellten sich und ihre Instrumentengruppen vor und anschließend gaben sich die Tänzer die Ehre. Zwei grazile Herrschaften, die leichtfüßig in die „Bourrée-Familie“ einführten. Sie wirkten sehr agil, obwohl er schon um die 70 ist und seine Frau nur geringfügig jünger. Zuerst tanzten sie elegant eine Bourrée, danach eine Gavotte zu den beschwingten Klängen der Musiklehrer.
Nachdem alle durch dieses kleine Vortanzen ausreichend beeindruckt waren, wurden die Schüler nach ihren Instrumenten eingeteilt. Da ich Querflöte spiele, ging ich zu der größten Gruppe, die von zwei Lehrern betreut wurde. Die Stücke, Boureen und eine Gavotte, spielten wir zuerst im so genannten Übe-Tempo, steigerten uns dann und schließlich bewegten sich die Klappen so schnell, dass nicht wenige aus dem Takt kamen.
Nichtsdestotrotz konnte sich das Ergebnis hören lassen und so wurden die Gruppen gemischt, sodass verschiedene Instrumente gemeinsam musizierten. Ein weiterer Durchgang in dieser Konstellation, und wir gingen zufrieden, aber auch etwas erschöpft, zum Mittagessen in das Dachrestaurant.
Der weitere Unterricht fand wieder mit allen gemeinsam im Konzertsaal statt, wo wir auch die Tanzlehrer trafen. In einem weiten Kreis leitete der Meister Aufwärmübungen an, um in den barocken Rhythmus zu finden und die ungewohnten Bewegungen etwas näher zu bringen. Die Rufe „Plié“, „Pas de bourrée“, „Assemblé“, sonst nur verwirrende Fremdworte, bewirkten jetzt tatsächlich eine Art Tanz, obwohl natürlich noch viel in die falsche Richtung ging, und so mancher Fehler höflich übersehen wurde.Die Grundschritte waren nun eingeführt und die Gruppe teilte sich abermals, ein Teil spielte die einstudierten Stücke, die Anderen versuchten sich in einer richtigen kleinen Choreographie einer Bourrée.
Trotz der durchaus anspruchsvollen Aufgaben hatten alle viel Spaß. Bei einigen Tänzern machten sich die ersten Schweißflecken bemerkbar, mancher Instrumentalist verlor die Zeile aus den Augen, aber die Schritte bekamen allmählich Form und in den Abläufen entwickelte sich nach einiger Zeit Routine. Wieder tauschten Spieler und Tänzer die Plätze und versuchten sich in der jeweils anderen Materie.
Gerade als der Eindruck entstand, nun habe man das Prinzip durchblickt und eigentlich sei es doch nicht so schwer, begannen wir mit der Gavotte. Diese hat andere Schritte als die Bourrée, aber einiges ist wieder erkennbar. Also stürzten sich alle in den neuen Tanz und das leichte Hüpfen, das mal leichtfüßiger, mal eben weniger tänzerisch ausfiel, sicherte erneut Schweiß und Vergnügen.
Schließlich erklang der letzte Ton für die letzte Referenz und mit Gelächter über deren Ausführung endete der praktische Teil. Nach einer kurzen Pause konnten sich die Kursteilnehmer zurücklehnen und die Darbietung der Lehrenden genießen. Die Tänzer führten erneut eine Bourrée, eine Gavotte und diesmal auch den „kleinen Bruder“, einen Rigaudon vor. Dieser wirkt beinahe albern, denn während die Bourrée in kleinen schnellen Schritten, und die Gavotte zwar langsamer, aber mit eleganten Hüpfern getanzt wird, sieht ein Rigaudon einem Hampelmann nicht unähnlich. Natürlich behielten die Lehrer trotzdem ihre Grazie.
Zu guter Letzt hatten die Schüler die Möglichkeit, noch weitere Fragen zu stellen, was ich jedoch nicht mehr erlebte, da der Meister es dankenswerter Weise speziell für unsere Gruppe so eingerichtet hatte, dass wir früher zu einem Termin aufbrechen konnten.
Ich kann behaupten, dass allen Beteiligten die Veranstaltung viel Freude gemacht hat und viel gelernt wurde, auch wenn die Anforderungen teilweise, besonders für die jüngeren, etwas schwierig zu erfüllen waren. Da es aber niemals böse Blicke für kleine Schnitzer gab, blieb das Vergnügen im Vordergrund. Nach diesem Kurs kenne ich einige neue Begriffe und habe eine Vorstellung von barocken Tänzen, was ich vorher überhaupt nicht sagen konnte. Am Wichtigsten jedoch: ich hatte einen sehr spaßigen Samstag.“